Einsatz von OER zur Förderung der Erstsprache

Einsatz von OER zur Förderung der Erstsprache

Beitragvon hswaton » Mi 22. Mai 2013, 08:29

In Wien gibt es seit Jahren viele Überlegungen, wie man es Schülerinnen und Schülern nicht deutscher Erstsprache ermöglichen kann, ihre Erstsprache korrekt zu erlernen du regelmäßig darin zu kommunizieren.
Die dabei vertretene Idee lautet: „Jeder Schülerin/ jedem Schüler sollten pro Woche 2 Stunden Unterricht in ihrer/ seiner Erstsprache angeboten werden. Das klingt zunächst einleuchtend- scheitert aber an der Realität-
Alleine an meiner Schule mit 225 Schülerinnen und Schülern werden 30 verschiedene Erstsprachen gesprochen. Rein organisatorisch ist es nicht möglich allen entsprechende Stunden anzubieten, abgesehen von dem Probleme, dass es wohl kaum finanzierbar wäre, für jeweils ein Kind, das chinesisch, spanisch oder bulgarisch spricht eine eigene Lehrperson abzustellen- Selbst bezirksweise ist eine sinnvolle Durchführung sehr schwierig.
Bleibt als Alternative sich auf die häufigsten Sprachen wie Türkisch, Serbisch und Kroatisch zu beschränken. Das jedoch schafft eine Zweiklassengesellschaft unter den Schüler/innen nicht deutscher Erstsprache- diejenigen, die ein zusätzliches Angebot erhalten, weil sie eine häufig genutzte Sprache sprechen, und diejenigen, die leider durch den Rost fallen, weil sie einer sehr kleinen Sprachgruppe angehören.
Dazu hätte ich nun folgende Idee:
Ein Nachmittag (zum Beispiel Mittwoch) wird in allen Schulen für den Sprachunterricht reserviert- ab 14 Uhr gibt es keine anderen Unterrichtseinheiten.
Gleichzeitig werden Web conference rooms für die einzelnen Sprachen eingerichtet- für jede Sprache, die in Wien als Erstsprache von Schüler/innen erfasst ist, ein eigener Raum. Dieser Raum wird von mindestens einer Person (bei manchen Sprachen werden mehrere Räume und Personen erforderlich sein) betreut. Jede/r Schüler/in erhält nun am festgelegten Nachmittag die Möglichkeit, im entsprechende Raum in der Erstsprache zu kommunizieren, Fragen zu stellen, Texte zu lesen, Videos anzusehen, zu diskutieren,…
Die Räume können zum Beispiel vom Wiener Bildungsserver betrieben werden. Geeignete Betreuer/innen für die diversen Sprachräume lassen sich bestimmt finden. Ob es sinnvoll ist, die Angebote altersmäßig gestaffelt anzubieten, lässt sich in einem Pilotversuch sicher herausfinden.
Mithilfe des neuen Schulverwaltungsprogramms sollte s ein Leichtes sein herauszufinden, wie viele Schüler/innen einer Schulstufe eine bestimmte Sprache sprechen. Entsprechend können die erforderlichen Raum- und Personalressourcen geplant werden.
Viele Schüler/inne und Schüler haben die Möglichkeit, diese Angebot von zu Hause aus zu nutzen. Denjenigen, die über keine geeignete Infrastruktur verfügen, muss in der Schule die Möglichkeit dazu geboten werden. In der Sekundarstufe 1 stehen dafür Computerräume zur Verfügung. Wenn Headsets zur Verfügung gestellt werden, genügt pro Raum eine Lehrperson, die die Schüler/innen bei der Arbeit unterstützt- vor allem im Umgang mit dem Web conference room.
Für die Grundstufe muss noch eine geeignete Lösung- etwa in Form von Laptops gefunden werden.
Ein erfreulicher Nebenaspekt ist die Tatsache, dass mit diesem System auch die Eltern erreicht werden können- auch sie könne und dürfen mitmachen, wenn es die Zeit erlaubt.
Und wo bleibt bei all dem OER?
Natürlich müssen alle in den Räumen verwendeten Materialien OERs sein, die entweder schon vorhanden sind und nur gesammelt und dann genutzt werden, oder die eigens für diese Einheiten entwickelt und unter CC Lizenz veröffentlicht werden. Da die Meetings aufgezeichnet werden können, ist es jederzeit möglich, die Inhalte wieder abzurufen.
Wünschenswert wäre natürlich, jeder Sprachgruppe zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten in Form von Onlinekursen auf Plattformen anzubieten, wo Foren, Wikis usw. genutzt werden können- und das alles bei freiem Zugang- Registrierung natürlich vorausgesetzt.
Jedem Kind beim Schuleintritt eine E-Mail Adresse zur Verfügung zu stellen. Bedeutet eine wesentlichen Vereinfachung der Nutzung.
Mit Angelika Güttl Strahlhofer gibt es eine Ansprechperson, die im Umgang mit Web conference rooms sehr erfahren ist und diese auch schon zur internationalen Zusammenarbeit mit Lehrer/innen, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten, eingesetzt hat.
Ob meine Ideen nur ein Hirngespinst sind oder sich tatsächlich im Schulalltag umsetzen lassen, wird die Zukunft zeigen. :idea:
hswaton
 
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Re: Einsatz von OER zur Förderung der Erstsprache

Beitragvon Phlox » Sa 7. Sep 2013, 13:10

Die Idee, web conferences zu organisieren, um Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, in ihrer Erstsprache zu unterstützen, gefällt mir sehr. Gibt es in Wien bereits konkrete Umsetzungen, von denen wir in der Schweiz allenfalls lernen könnten? Vor allem der erwähnte Nebenaspekt, dass durch webbasierte Angebote auch Eltern erreicht werden können, finde ich sehr interessant. Wir stehen hier vor ähnlichen Aufgaben und ich bin derzeit am Recherchieren, welche Plattformen sich für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schule und Landesvereinigungen eignen könnten. So bin ich auf #COER13 gestossen und Ihren Beitrag. Die Arbeit vor Ort ist zwar Voraussetzung, eine Zusammenarbeit bei der Bereitstellung von Foren, web conferencen und Übungsmaterialen über die Grenzen hinweg scheint mir aber ein bereichernder Ansatz. Gibt es Erfahrungen dazu? Beispiele? Weiteres Interesse?
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